Telesklav, Legner
© FiW / Roman Huditsch Fotografie

FiW alarmiert: "Politik verhindert gemeinsame Urlaube von Familien"

Die Sommerferien sind nach wie vor die größte Baustelle in der Kinderbetreuung. Das mangelnde Angebot sorgt dafür, dass viele Eltern nur mehr getrennt Urlaub machen können. Gerade für Unternehmerinnen ist die Situation extrem herausfordernd.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 13.03.2023

Speziell in den Sommerferien stehen viele Familien vor einer Zerreißprobe: Aufgrund des ungenügenden Betreuungsangebotes sind Eltern dazu gezwungen, mit den Kindern getrennt voneinander Urlaub zu machen. „Ein gemeinsamer Urlaub ist für Familien kaum noch möglich. Aber davor verschließt die Politik die Augen. Anstatt Lösungen zu finden, wurschtelt man irgendwie weiter“, sagt Astrid Legner, WK-Vizepräsidentin und Landesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft (FiW).

Speziell für die vielen Ein-Personen-Unternehmerinnen in Kärnten sei die Lage kaum noch tragbar. „Ein mehrwöchiger Urlaub ist für Selbstständige undenkbar. Es müssen dringend mehr Angebote mit höherer Flexibilität geschaffen werden“, verlangt Legner. So werden in Kärnten zwar diverse Sommercamps und Betreuungsmöglichkeiten angeboten, aber insgesamt sei das noch viel zu wenig: „Vielen Selbstständigen hilft es nicht, wenn sie ihre Kinder zwei oder drei Wochen lang in ein Sportcamp schicken. Wir brauchen viel flexiblere Modelle, die auch tageweise und an Randzeiten genutzt werden können“, erklärt die FiW-Vorsitzende. In anderen Bundesländern werden Tagesbetreuungsangebote bereits seit mehreren Jahren angeboten – und gut genutzt. „Das sind Modelle, bei denen beispielsweise den ganzen Sommer lang bestimmte Wochentage gebucht werden können. Als Unternehmerin kann ich dann meine Termine an diesen Tagen bündeln“, erklärt Legner. Vielen Betroffenen wäre damit mehr geholfen als mit einem starren Fünf-Tages-Modell, wie es derzeit in Kärnten üblich ist. „Von einem flexiblen Sieben-Tage-Modell können wir nur träumen“, erklärt FiW-Landesgeschäftsführerin Tanja Telesklav.

Kooperationen zwischen Gemeinden gefordert

Weiters wird ein Ausbau der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit gefordert. So könnte für die Wochen, in denen Kindergärten im Sommer geschlossen haben, eine ideale Lösung für berufstätige Eltern gefunden werden: Angrenzende Gemeinden sind nicht weit entfernt, die Fahrtwege für Eltern sind also überschaubar, und durch die Bündelung wäre eine gute Planbarkeit für die Kindergärten gegeben. „Die Herausforderung der Kinderbetreuung endet nicht an den Gemeindegrenzen. Durch Kooperationen in den Sommermonaten könnten Schließzeiten gut überbrückt werden“, schlägt Astrid Legner vor. Alternativ könnten die Räumlichkeiten der Kindergärten, aber auch der Volksschulen im jeweiligen Ort, während der Schließzeiten und an Wochenenden an private Anbieter vermietet werden, um eine durchgehende Kinderbetreuung gewährleisten zu können. Hier könnten speziell für Randzeiten auch Gemeindebürger eingegliedert werden bzw. Menschen, die bereits aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind oder kurz vor der Pensionierung stehen, durch Schulungen zurückgeholt werden.

Finanzielle Unterstützung als Win-win-Lösung

Um das Angebot der Sommerbetreuung breiter und vielfältiger gestalten zu können, sei Unterstützung der öffentlichen Hand notwendig. Gespräche mit Organisatoren von Sommercamps haben gezeigt, dass es derzeit kaum möglich ist, flexiblere Modelle anzubieten, die den Wünschen von berufstätigen Eltern entsprechen. Kostenstruktur und Familienbudgets sind in diesem Punkt nahezu nicht vereinbar. „In diesem Jahr werden so wenig Sommercamps angeboten wie nie zuvor. Anbieter entscheiden meist sehr kurzfristig, da sie noch auf finanzielle Unterstützung von der jeweiligen Gemeinde oder Sponsoren hoffen, diese aber meist nicht bekommen. Diese Kurzfristigkeit führt zu Unplanbarkeit für alle betroffenen Familien. Hier braucht es dringend neue Lösungen“, so Telesklav.

„Wir fordern deshalb eine Unterstützung des Landes Kärnten für all jene, die ihre Kinder zu Sommercamps schicken“, unterstreich WK-Vizepräsidentin Legner. Diese sollte sowohl von unternehmerisch tätigen Eltern als auch anderen Berufstätigen beantragt werden können – und wäre damit nicht nur eine wichtige Entlastung für die Kärntner Familien, sondern würde sowohl Angebot als auch Nachfrage bei Sommerbetreuungsangeboten steigern. Das investierte Geld würde außerdem direkt in die heimische Wertschöpfungskette eingespeist werden. „Von jedem einzelnen Euro profitieren sowohl Betriebe als auch Familien – und damit das ganze Land. So kann es uns gelingen, die Arbeitsleistung wieder anzukurbeln, während die Kinder ihren Sommer genießen. Ich kann mir keine bessere Art der Wirtschaftsförderung vorstellen“, meint Astrid Legner über die mehrfache Win-Win-Situation.

Einen Überblick über Betreuungsangebote in Kärnten gibt es online unter www.sommerbetreuung.at.

Rückfragen:
Wirtschaftskammer Kärnten
Frau in der Wirtschaft
Mag. Tanja Telesklav
T 05 90 90 4 - 731
tanja.telesklav@wkk.or.at
W unternehmerin-ktn.at
www.sommerbetreuung.at

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