WK-Spartenobmann Klaus Kronlechner
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Gewerbe und Handwerk: Konjunkturbeobachtung zeigt massive Belastungen

Der Konjunkturaufschwung ist ausgeblieben: Die Situation der Gewerbe- und Handwerksbetriebe in Kärnten ist sehr angespannt. Alle Branchen haben mit teils großen Belastungen zu kämpfen.

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Aktualisiert am 04.08.2023
Lieferengpässe, hohe Energie- und Rohstoffpreise und Fachkräftemangel – die Handwerker im Lande sind stark verunsichert. Das spiegelt auch das Ergebnis der Konjunkturbeobachtung, durchgeführt von der KMU Forschung Austria, für das Gesamtjahr 2022 und das 1. Quartal 2023 wider. Die Umsätze stiegen in Kärnten im Vorjahr nominell, sanken aber inflationsbereinigt um real 3 %. Die Kärntner Gewerbe- und Handwerksbetriebe beurteilen die Geschäftslage im 1. Quartal 2023 schlechter als im Vorjahresquartal. Auch im 2. Quartal 2023 sind die Erwartungen in Hinblick auf die Auftragseingänge und Umsätze sehr getrübt. „Vor allem im Bau- und im Baunebengewerbe hat sich die Lage stark eingetrübt. Hier sind die Aufträge, die massiv unter den verschärften Vergaberegeln für Wohnbaukredite leiden, eingebrochen. Gerade im Bereich des Neubaus werden Projekte verschoben oder gänzlich abgesagt“, berichtet Klaus Kronlechner, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten.

Investitionen sind stark zurückgegangen

Im Durchschnitt investierten die Kärntner Gewerbe- und Handwerksbetriebe im Jahr 2022 mit rund 4.800 Euro je Beschäftigten um 8 % weniger als im Jahr davor. Für heuer planen 40 % der Wirtschaftstreibenden Investitionen vorzunehmen.

Unsicherheit widerspiegelt sich in den Erwartungen nach Branchen unterschiedlich

Insgesamt ist das Stimmungsbarometer zu Beginn des Jahres 2023 – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - gesunken. Im 1. Quartal 2023 ist der Anteil der Betriebe mit einer schlechten Geschäftslage mit 24 % höher als jener im 4. Quartal 2022 mit 18 %. Kronlechner: „Im 2. Quartal 2023 geht es bei den Erwartungen wieder leicht aufwärts. Der Anteil der Unternehmen, die mit steigenden Auftragseingängen und Umsätzen rechnen, steigt gegenüber dem 1. Quartal 2023 von 7 % auf 16 % und der Anteil jener, die Rückgänge erwarten ist geringer geworden.“  Während die konsumnahen Branchen wie Lebensmittel, Personaldienstleister aber auch Kfz-Werkstätten noch mit positiven Erwartungen in Bezug auf Auftragseingänge und den Umsatz ins 2. Quartal 2023 gehen, blickt die Sparte Gesundheit/Wellness und vor allem das Bauhauptgewerbe negativ auf die kommenden Monate

Wo es „drückt“

Was Gewerbe und Handwerk im Jahr 2023 am meisten und häufigsten „drückt“ sind Geschäftsbeeinträchtigung durch Preissteigerungen bei Energie (58 %), Rohstoffen und Materialien (72 %). Den Fachkräftemangel spüren 56 % der Befragten massiv.

Ausblick

Die nach wie vor kritische Situation auf den Rohstoffmärkten, die sich durch den Krieg in der Ukraine nochmals zugespitzt hat, sowie die Preissteigerungen im Energiebereich sorgen für zusätzliche Schwierigkeiten. Unterstützung seitens der neuen Kärntner Landesregierung wird vor allem die Kärntner Bauwirtschaft brauchen. Sie wird 2023 konjunkturell auf Grund mehrerer Faktoren negativ betroffen sein. Jetzt sind Bauimpulse notwendig. Bei der Sanierungsrate hinkt Österreich massiv hinterher. Es werden nur rund 1,5 % der Gebäude mit Sanierungsbedarf jährlich klimafit gemacht. Für die Erreichung der Klimaziele müssten jährlich 3 % des Gebäudebestandes saniert werden. Dieses Ziel sollte auch die Wohnbauförderung verfolgen und z.B. für umfassende Sanierungen Fördermodelle entwickeln, die den Haus- und Wohnungseigentümern mehrere Jahre für Maßnahmen Zeit geben und Flexibilität bei den zu setzenden Sanierungsmaßnahmen zugestehen.

Für alle Branchen gilt: Überlebenswichtige Planbarkeit wie in der Vergangenheit gibt es derzeit nicht. Für das Jahr 2023 besteht grundsätzlich Zuversicht, die die Unternehmen positiv nach vorne blicken lässt. „Die Betriebe hoffen auf eine Verbesserung der Wirtschaftslage. Große Sorgen bereiten ihnen die nachlassende Kundennachfrage und die steigenden Kosten. Nicht zuletzt wird der Fachkräftemangel eine sehr große Herausforderung sein“, so Kronlechner abschließend.

Rückfragen:
Wirtschaftskammer Kärnten
Sparte Gewerbe und Handwerk
Mag. Manfred Zechner
T 05 90 90 4-150
manfred.zechner@wkk.or.at
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