Klagenfurts Wirtschaft blickt verhalten in die Zukunft
Auch wenn die Geschäftsaussichten getrübt sind: Die Unternehmer der Landeshauptstadt richten den Blick mit Zuversicht nach vorne. Das ergibt die erstmals durchgeführte Konjunkturumfrage der Wirtschaftskammer.

Auf Landesebene gibt es schon seit Jahren eine Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz (KIKK), die als Plattform zum konstruktiven Austausch zwischen Politik und Wirtschaft dient. Künftig wird diese nun auch auf Bezirksebene zweimal im Jahr durchgeführt, damit sich die Innenstadtkaufleute und Spartenobleute auf Augenhöhe mit der Stadtpolitik über Wünsche, aber auch über notwendige Reformen austauschen und diese in weiterer Folge gemeinsam umsetzen können. Die Klagenfurter Stadtregierung soll dabei als Partner der Wirtschaft mit ins Boot geholt werden. Dafür forderte Franz Ahm, Obmann der Bezirksstelle Klagenfurt der Wirtschaftskammer Kärnten, von der Politik Transparenz und vor allem die Einbindung der Unternehmen als direkte Betroffene.
Erwartungen der Unternehmen verhalten
Der wirtschaftliche Ausblick der Unternehmerinnen und Unternehmer bildete die Grundlage der Konferenz – und der ist für Jahr 2023 sehr verhalten: Es wird heuer deutliche Risse in der Konjunktur geben. Auch wenn die Zeiten gerade nicht die einfachsten sind, „es gilt, den Blick nach vorne zu richten, die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten, den Standort zu stärken und die Klagenfurter Unternehmer bestens zu unterstützen“, so Ahm.

Im Erhebungszeitraum zwischen Mitte Dezember 2022 und Anfang Jänner 2023 nahmen insgesamt 200 Betriebe aus der Landeshauptstadt an der Konjunkturumfrage teil. Demnach erwarten in den kommenden zwölf Monaten 22 % der Klagenfurter Unternehmen in Hinblick auf Gesamtumsatz, Investitionen und Auftragslage eine negative Geschäftsentwicklung. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben den hohen Energie- und Rohstoffpreisen sind es auch Lieferkettenprobleme, die große Sorgen bereiten. „Aber auch der Arbeits- und Fachkräftemangel sowie die Arbeitskosten im Allgemeinen werden für die nächsten zwölf Monate als große Herausforderung gesehen. Sie treffen die Betriebe sämtlicher Branchen und Größenklassen“, so Ahm. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: So geben drei Viertel der befragten Unternehmen an, von der Energiekrise betroffen zu sein.
Höhen und Tiefen der Konjunktur
Bereits die vergangenen beiden Jahre waren geprägt von Höhen und Tiefen der Konjunktur. Der Sommer 2021 war auf einem sehr hohen Niveau, danach folgte wieder pandemiebedingt eine Eintrübung der Wirtschaft. Dazu kamen Anfang 2022 erste Anzeichen eines globalen Konjunkturabschwunges. Diese Abwärtsbewegung zeigte sich im Privatkonsum erst gegen Ende 2022. So ist der Gesamtumsatz bei den Unternehmen in Klagenfurt um 12 % eingebrochen (kärntenweit: minus 7 %), der Exportumsatz ist um 6 % gestiegen, das Investitionsvolumen um 34 % zurückgegangen.

Ergebnisse im Detail
Hinsichtlich des Gesamtumsatzes erwarten 40 % der Unternehmer konstante Umsätze, 24 % steigende Umsätze und 36 % von ihnen glauben, dass die Umsätze rückläufig sein werden. Was die Exportumsätze betrifft: 32 % rechnen mit steigenden Exportumsätzen, 39 % erwarten konstante Umsätze und 29 % glauben, dass diese einbrechen werden. 41 % rechnen mit einer gleichbleibenden Anzahl an Aufträgen, 19% meinen, dass sich die Auftragslage bessern wird. Dem gegenüber stehen 40 % der Unternehmer, die mit einer Verschlechterung rechnen. Die Investitionsbereitschaft im Jahr 2023 ist verhalten: Etwas mehr als ein Drittel (38%) der Unternehmen gaben an, nicht investieren zu wollen, 37 % werden in Ersatzbedarf investieren und 24 % planen, Neuinvestitionen zu tätigen.
Vernetzung von Wirtschaft und Politik
Bürgermeister Christian Scheider lobte das Format der erstmals in der Landeshauptstadt durchgeführten Konferenz und betonte, stärkere Vernetzung sei das Gebot der Stunde: „Klagenfurt ist keine Insel der Seligen, sondern steht im Wettbewerb mit anderen Städten mit ähnlichen Problemstellungen.“ Man sei gefordert, neue Ideen zu entwickeln, um nicht nur mehr Gäste anzuziehen, sondern auch das Wohnen in der Innenstadt attraktiver zu machen. Die Behörden seien dabei als moderner Partner der Wirtschaft gefordert.

Vizebürgermeister Finanzstadtrat Philipp Liesnig bezeichnete die in wenigen Jahren in Betrieb gehende Koralmbahn als Chance und Herausforderung. Er hob besonders die erfolgreiche Entwicklung des Lakeside Park mit nunmehr 75 Unternehmen und 1500 Mitarbeitern hervor und kündigte die Errichtung weiterer vier Baukörper an. Wirtschaftsstadtrat Max Habenicht resümierte, dass den Unternehmerinnen und Unternehmen mit Blick auf Klagenfurt teilweise die Vision fehle: „Die Stadt muss neu gedacht werden.“ Den Plänen der Universität, den Campus um 72 Mio. Euro zu erweitern, steht Habenicht kritisch gegenüber: „Unser Ziel muss es sein, die Universität in die Stadt zu bringen.“ Auch Sandra Wassermann, Stadträtin für kommunale Dienste, sieht in der Koralmbahn einen entscheidenden Impuls: „Wir wollen Menschen und Studierende von Graz nach Klagenfurt bringen – und nicht umgekehrt.“
Gastgeber und WK-Bezirksobmann Ahm schloss mit einem Appell: „Die Wirtschaft möchte wissen, wohin sich die Stadt bis 2040, 2050 bewegen wird. Wir brauchen Planbarkeit, daher meine Bitte an die Stadtregierung, die Ärmel aufzukrempeln und die vorliegenden Zukunftsthemen anzugehen!“0
Rückfragen:
Wirtschaftskammer Kärnten
Bezirksstelle Klagenfurt
Mag. Markus Polka
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