Kärnten zwischen Sombreros, Kulinarik und neuen Chancen
Sieben Kärntner Unternehmen loten auf einer Wirtschaftsmission in Mexiko und Kolumbien ihre Chancen in der Ferne aus.

Mexiko ist ein Mosaik der Kulturen. Knapp 128 Millionen Menschen leben auf einer Fläche von 1,9 Millionen Quadratkilometern. Österreich würde also fast 24 mal hineinpassen, Kärnten sogar über 200 mal. Und trotzdem sind Produkte und Dienstleistungen „Made in Austria“ in Mittelamerika gefragt wie nie.
Mission, um Kontakte zu knüpfen
Aktuell sind sieben Kärntner Unternehmen in Mexiko-Stadt, der Stadt im Nabel des Mondes, wie sie in Mexiko genannt wird. Begleitet wird die Wirtschaftsmission, organisiert von der WK-Außenwirtschaft, von WK-Präsident Jürgen Mandl: "Sieben von zehn Euro stammen in Kärnten aus dem Export. Kärnten hat Talent und vor allem eines: Den Willen, hart zu arbeiten." Das beweisen die mitgereisten Unternehmen beim Roundtable-Frühstück mit mexikanischen Unternehmen. Neben ersten Kontakten stellen auch mexikanische Institutionen ihr Angebot vor.

Seit den 1950ern unterstützt Comce mexikanische Unternehmen bei der Ansiedlung, dem Investment sowie dem Im- und Export. Auch internationale Firmen finden in den 27 Büros der privaten Organisation eine erste Anlaufstelle. Internationaler Handel und Investments werden ebenso gefördert wie technische Entwicklungen. Nicht nur Größe sondern vor allem kleinere und mittlere Unternehmen stehen bei Luis Rossano, dem Vize-Präsidenten von Comce vor der Tür.
Analog zu Advantage Austria und den Außenwirtschaftscentren agiert Promexiko. Präsidentin Alejandra Sánchez unterstützt mit ihrem Team in 42 Büros, die rund um den Erdball verteilt sind, Unternehmen bei der Internationalisierung. "Bis 2027 soll Mexiko mithilfe einer ,open-trade-policy' die siebentgrößte Wirtschaftsmacht weltweit werden", erklärt sie. Und durch die intensive Modernisierung des Landes, Handelsabkommen mit 52 Ländern und unternehmerfreundlichen Reformen, sei Mexiko eine der Top-Investment-Destinationen. Sánchez: "Ein Unternehmen zu gründen und zu etablieren dauert nur etwa acht bis zehn Tage." Als 14. größtes Land der Welt Punkte Mexiko außerdem mit einem soliden Wachstum, vernetzter Infrastruktur und leistungsfähigen Häfen.

Obwohl die Präsidentschaftswahl ansteht und die Hoffnung auf den großen „Mexican Moment“ - wie von der schwinden Regierung prophezeit - noch gewartet werden muss, seien wirtschaftlich wenige Grenzen gesetzt. Meinrad Höfferer, Leiter der Kärntner WK-Außenwirtschaft, freut sich über das rege Interesse am Übersee-Markt. „Die österreichischen Exporte nach Mexiko sind 2017 um 17 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro gestiegen. Mexiko gehört damit zu den Top-25-Exportmärkten für uns.“ Und der wachsende Erfolg werde auch durch die von Donald Trump angedrohten Strafzölle nicht erschüttert.
Kärntner erobern Lateinamerika
Von Mexiko-Stadt geht es nach Guadalajara im Süden des Landes, wo wiederum Firmen besichtigt und potenzielle Geschäftspartner getroffen werden. "Technologieorientierte Unternehmen finden in Mexiko einen interessanten und offenen Markt, sowohl im Bereich der Zulieferindustrie als auch bei Energie-, Umwelt- und Infrastrukturvorhaben. Auch hochwertige Konsumgüter haben Potenzial“, erklärt Friedrich Steinecker, Wirtschaftsdelegierter in Mexiko.

„Kärntner Qualität ist in Lateinamerika gefragt“, sagt auch WK-Präsident Mandl, der seine Bäckereimaschinen seit Jahren nach Mittel- und Südamerika exportiert. Und auch grüne Energie aus St. Veit findet man bereits in Mexiko. Robert Kanduth führt das Energie-Unternehmen Kioto Clear Energy in Guadalajara. Für den Besuch aus Kärnten hat er seine Tore geöffnet. Bis 2024 sollen 35 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stammen. „Das Potenzial im Bereich Wind- und Sonnenenergie ist groß“, erklärt Steinecker.
Mit Kioto Clear Energy stellt Kanduth thermische Sonnenkollektoren mit Kärntner Know-how her. „80 Prozent verkaufen wir in Mexiko, 15 Prozent in die USA“, erklärt der Kärntner Unternehmer, der bereits in anderen südamerikanischen Ländern Standorte geführt hat. Ab September 2018 erwartet er weiteres Wachstum durch ein neuentwickeltes Produkt - einem speziellen Sonnenkollektor ohne externen Boiler, dass nur in Mexiko produziert wird. Eine Million investiert der Geschäftsmann, der auch Miteigentümer der GreenOneTech in St. Veit ist. „Bei den Produktionskosten können wir mit den chinesischen Konkurrenten mithalten, punkten aber mit viel höherer Qualität.“
Dass es Mexiko wurde, war nicht von Anfang klar. Vor elf Jahren suchte er nach einem spannenden Markt, vor zehn Jahren wurde in Guadalajara eröffnet. Zwischen 30 und 35 eigens ausgebildete Mitarbeiter beschäftigt Kanduth, dessen Standort von zwei mexikanischen Geschäftsführern operativ geleitet wird. 30.000 Kollektoren produziert das Team pro Jahr auf 200 Quadratmetern. Kanduth: „Die Anlage ist so aufgebaut, dass wir das Fünffache schaffen könnten.“

Für die Kärntner Delegation geht es nach ihrem Besuch in Mexiko weiter nach Bogota und Cali, den größten Städten Kolumbiens.
Elisabeth Nachbar, Mexiko-Stadt
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