Er braut sein Lieblingsbier
In der Dreieinigkeit aus Wasser, Hopfen und Malz braut der studierte Architekt Philipp Kramer sein Lavamünder Bier.
Erwin Figge

So gestand er sich eine einjährige Auszeit in heimatlichen Gefilden zu, genoss die Ruhe im Lavanttal, pflegte die kranke Großmutter und blieb picken. Vorerst zumindest, denn sein Einsteiger-Projekt des handgeschöpften Lavamünder Biers wird ihn wohl noch einige Zeit beschäftigen.
Inspiriert durch die vielfältige Bierkultur in den Niederlanden und Belgien, ging Philipp Kramer im vergangenen Jahr daran, sein Lieblingsbier zu brauen. Das Betriebsareal war rasch gefunden – Räumlichkeiten einer ehemaligen Bäckerei, die die Familie bis zum Jahr 2008 betrieben hatte. Nach intensiver theoretischer Auseinandersetzung mit der Materie ging es an das experimentelle Brauen. Die ersten Flaschen des Gerstensaftes wurden zu Weihnachten unter den Christbaum gelegt, das Echo aus der Verwandtschaft sei großartig gewesen. „Da war mir klar, dass das Bierbrauen Zukunft haben kann und ich mich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetze.“
Ein kleiner Braukessel war rasch angeschafft, aber noch wichtiger war Philipp Kramer, sein unternehmerisches Kind ganzheitlich und nachhaltig anzulegen. Dazu zählen die Grundpfeiler seines Betriebskonzepts, die Dreieinigkeit aus Wasser vom nahen Lamprechtsberg, Hopfen und Malz. So zieht sich das Dreieck als Gestaltungselement durch das Unternehmen – von der Wort-Bild-Marke über die Typografie bis hin zu den Bierkisteln, handgefertigt aus Holz und ebenfalls dreieckig. Klein bleiben und durchgängig auf Handarbeit zu setzen, ist dem Lavamünder wichtig. In seiner Kleinproduktion bringt er es wöchentlich auf rund 400 Flaschen mit den von ihm kreierten vier Geschmacksrichtungen „Himmlisch“, „Höllisch“, „Stürmisch“ und „Goldig“.
Die erste Wochenhälfte kümmert sich Philipp Kramer um die Produktion, die zweite steht im Zeichen von Expedit und Verkauf. Unterstützt von der Familie wird abgefüllt und den Flaschen ihr unverkennbares Bild gegeben. Keine Etiketten zieren die Flaschen, sondern Glasfarbe, aufgetragen mit einer speziell gefertigten Stempelrolle.
Von Donnerstag bis Samstag wandert das Bier über die hölzerne Verkaufsbudel im „Hofladen“ in Lavamünd oder ist bei Vertriebspartnern in Wolfsberg oder St. Paul zu finden. Vom ersten Tag an ausverkauft will der Jungbrauer langsam und organisch wachsen, „ohne billige Marketinggags und Schulden“. Die Gastronomie sei ein Thema, aber nicht um jeden Preis. Reißenden Absatz findet seine in Flaschen gefüllte Dreieinigkeit zunehmend auch auf regionalen Märkten.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe 21 der "Kärntner Wirtschaft".