Die Koralmbahn - Chance für Süd-Österreich
Die Regionen wachsen zusammen, die Peripherie wird zum Zentrum, die Gesamtregion erlebt einen Aufschwung und wird Teil der europäischen Achse: Gute Aussichten also für die Lavanttaler Gemeinden.

Lavanttal wird zum Ballungsraum
Eric Kirschner, Autor der Studie „Jahrhundertprojekt Koralmbahn“, von der Joanneum Research Forschungsgesellschaft, hielt in seiner Keynote fest: „Mit der Fertigstellung 2026 entsteht ein neuer Wirtschaftsraum-Südösterreich. Für das Lavanttal eröffnet sich dadurch ein spannendes Umfeld, in dem sich die Region stärken und zu einem noch interessanteren Lebens- und Wirtschaftsmittelpunkt werden kann.“ Der Bahnhof St. Paul im Lavanttal wird dann für 1,1 Millionen Menschen innerhalb von 40 Minuten erreichbar sein. Die Fahrdauer St. Paul – Klagenfurt wird 22 Minuten, jene von St. Paul nach Graz 37 Minuten betragen. Es ist davon auszugehen, dass im Bahnhofsumfeld von St. Paul mit einem Bevölkerungswachstum von rund drei Prozent zu rechnen ist. Bis zu einer Entfernung von 15 Kilometer mit rund zwei Prozent. Regionen, die weiter weg sind, werden mit negativen Entwicklungen konfrontiert sein. „Dem muss mit vorausplanender infrastruktureller Entwicklung entgegengesteuert werden“, so Kirschner.„Hausaufgaben“ in den Bereichen Infrastruktur und Raumplanung
„Regionen außerhalb des Kerngebietes müssen durch Attraktivierung der ‚letzten Meile‘ eingebunden werden“, so Herwig Draxler, Leiter der Wirtschaftspolitik in der Wirtschaftskammer Kärnten. Fünf Handlungsempfehlungen geben den Weg vor:1. Flächen rasch und strategisch entwickeln
komplementäre Kompetenzen nutzen, Gewerbe- und Technologieparks (weiter)entwickeln, Zugbringer und kleinräumige Erreichbarkeiten sicherstellen, Park & Ride, Öffentlicher Nahverkehr2. Thematische Schwerpunktsetzung entlang der Stärkefelder
Qualität statt Quantität, Bildungs-, Ausbildungs- und Qualifizierungsinfrastruktur gemeinsam entwickeln und bewirtschaften und kritische Größen schaffen (HTL, berufsbezogene Ausbildungen, TU, FH etc.). Touristische Angebote gemeinsam entwickeln und vermarkten (Wein, Seenlandschaft, Wandern, Kulinarik etc.)3. Ausreichende regionale Erreichbarkeitsverhältnisse sicherstellen
Gemeinden müssen an das überregionale Schienennetz angeschlossen werden. Zubringer müssen die Regionen/Gemeinden, die nicht direkt an den Bahnhöfen liegen an diese anbinden. Eine dementsprechende Taktung, intermodale Knoten und öffentliche Erreichbarkeit sowie eine langfristige strategische Verkehrsplanung „Fahrplan Südösterreich“ müssen sichergestellt werden. Dies ist eine öffentliche Aufgabe und Kärnten muss gemeinsam mit der Steiermark auftreten und entsprechende Bundesmittel einfordern.4. Südösterreich als international attraktiven Standort positionieren
Der Erfolg hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte ab. Die einzelnen Standorte sollten im Bereich Humankapital nicht in direkter Konkurrenz stehen. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften (das Einzugsgebiet von (entsprechend) qualifizierten Arbeitskräften) muss daher bei der Auswahl von Themenfeldern eine tragende Rolle spielen. Gemeinsame Vermarktung Südösterreich und der neuen rund 1,1 Mio. Einwohner zählenden urbanen Agglomeration im Kerngebiet der Koralmbahn (vergleichbar mit Berlin, Wien, München, Hamburg und Köln). Lebensstandort mitdenken und positionieren – direkte Konkurrenzregionen sind Stuttgart, Bamberg, Mailand – hinsichtlich Familie und Beruf, Qualität der Kinderbetreuungsinfrastruktur.5. Nutzung überregionaler Spillovereffekte
Es sind Strategien notwendig, die in weiterer Folge den Standort mit anderen Regionen und Zentren verbinden. Gemeinsames gestalten und umsetzen mit der Politik sind der Schlüssel zum Erfolg. Aber auch Ausgleich für Regionen schaffen, die abseits des Kerngebietes der neuen urbanen Agglomeration Klagenfurt/Villach-Graz liegen.„Die Handlungsempfehlungen sind langfristig und strategisch. Es ist aber rasches Handeln notwendig, um verlorene Zeit aufholen zu können. Eine intensive und starke Kooperation von Verwaltung und Wirtschaft ist also das Gebot der Stunde“, so Draxler abschließend.
Angeregte Diskussion und Folgetermin mit der ÖBB
Wortmeldungen der Gemeindevertreterinnen und -vertreter
Hannes Primus, Bürgermeister Wolfsberg:
„Die Koralmbahn ist eine Jahrhundertchance, die wir nur gemeinsam nützen können. Entscheidend wird sein, dass wir Anbindungsmöglichkeiten für die umliegenden Gemeinden an die Bahn schaffen und die Taktung auf die bereits vorhandenen öffentlichen Verkehrsmittel abgestimmt wird.“
Dieter Dohr, Bürgermeister Bad St. Leonhard:
„Es brennt der Hut. Unser größtes Problem ist die schlechte Anbindung ins obere Lavanttal bis nach Zeltweg und letztlich die fehlende Anbindung der Eisenbahn an die Koralmbahn. Viele Betriebe in der Region kritisieren die Verbindungszeiten, auch Verbindungen in der Nacht wären für die größeren Arbeitgeber erforderlich. Bad St. Leonhard ist sowohl touristisch - mit dem Klippitztörl, dem Kurbad und dem Moselebauer - als auch wirtschaftlich gut aufgestellt. Auch wir müssen zum Zug kommen.“
Karl Schwabe, Vizebürgermeister St. Paul:
„Wir erwarten uns eine Belebung durch die Koralmbahn und sehen uns als Vorort von Graz und Klagenfurt. Jetzt geht es darum, der prognostizierten Nachfrage gerecht zu werden und Bau- und Gewerbegründe zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam mit den Grundstückseigentümern diese verantwortungsvolle Aufgabe zu bewältigen.“
Claudie Arpa, Vizebürgermeisterin Frantschach - St.Gertraud:
„Frantschach ist nördlich von Wolfsberg gelegen und für uns hat eine bessere Anbindung in die Stadt und somit zur Koralmbahn oberste Priorität. Es gibt noch viele Hausaufgaben zu erledigen und wir werden alle gemeinsam daran arbeiten müssen, Kärnten noch stärker als attraktiven Lebensraum zu positionieren. Dafür muss auch die Infrastruktur geschaffen werden, es braucht Arbeitsplätze, leistbaren Wohnraum und Kinderbetreuung. Nur dann wird ein Zuzug stattfinden.“
Reinhard Wallner, Bereichsleiter ÖBB Personenverkehr Kärnten, war live zugeschalten und es wurde ein Folgetermin mit den Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung und Wirtschaft vereinbart, um die Anforderungen der Lavanttaler Gemeinden, Betriebe und Schulen hinsichtlich des Ausbaus und der Anpassung der Fahrpläne zu erörtern.
„Eine starke Koordination in der Verwaltung, im Bildungs- und Forschungsangebot und mehr Kooperation auf allen Ebenen werden dabei die Erfolgsfaktoren sein“, blickt Oswald optimistisch in die Zukunft.
Rückfragen:
Wirtschaftskammer Kärnten
Wirtschaftspolitik
Ing. Mag. Herwig Draxler
T 05 90 90 4-220
E herwig.draxler@wkk.or.at