KommR Andrea Gottweis, Obfrau der Sparte Handel im Burgenland
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Bilanz Handel 2022: Lust aufs Leben wieder da, Bilanz zufriedenstellend

Umfrage bestätigt aktuell gute Zahlen für den heimischen Handel. „Einzelne Branchen liegen aber noch weit unter den Zahlen vor der Corona-Krise“, macht Handelsobfrau KommR Gottweis aufmerksam.

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Aktualisiert am 22.09.2023

„Auch wenn wir im vergangenen Jahr endlich keine Lockdowns mehr hatten, war 2022 für den burgenländischen Handel alles andere als ein normales Jahr. Der Einzelhandel litt – und leidet in etlichen Branchen teilweise nach wie vor – unter der Zurückhaltung seitens der Konsumenten. Weiters war 2022 von enormen Kostensteigerungen geprägt, die nicht nur die Betriebe und die Konsumenten belasten, sondern sich auch in der gesamten Handelskonjunktur niederschlagen. Tatsache ist auch, dass diese Kostensteigerungen nicht in vollem Umfang weitergegeben wurden“, sagt KommR Andrea Gottweis, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Burgenland: „Die Zeichen stehen aktuell eher auf Normalisierung: Der Tourismus läuft, Kultur und Veranstaltungen – wie man im Fasching gesehen hat - sind gefragt. Die Lust aufs gesellschaftliche Leben – der Drang zum Leben – ist wieder erwacht“, so KommR Gottweis.

 

Einzelhandel und Beschäftigung im Spitzenfeld

Österrreichweit stieg der Umsatz im Zeitraum vom Jänner bis November 2022 nominell um 11,8 Prozent, im Burgenland sogar leicht überdurchschnittlich um 12,6 Prozent. Nimmt man nur den Einzelhandel heraus liegt das Burgenland gar 15,2 Prozent (österreichweit 8,1 Prozent) über dem Vorkrisenniveau. Auch der burgenländische Kfz-Handel kann in Relation punkten. Österreichweit muss der Kfz-Handel ein Minus von 2,6 Prozent hinnehmen, mit einem blauen Augen kommt man im Burgenland davon und muss – den österreichweit besten Wert – von minus 1,3 Prozent ertragen. 

KommR Gottweis macht auf die großen Unterschiede in der Entwicklung der einzelnen Branchen aufmerksam: Das höchste Umsatzplus im Vergleich zu 2021 erzielt der Bekleidungshandel mit 19 Prozent, gefolgt vom Schuhhandel (+10,4 Prozent) und dem Sportartikelhandel (+5,9 Prozent). „Doch auch diese Zahlen sind angesichts der Inflationsrate von 8,6 Prozent im Jahr 2022 nicht ganz so positiv, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Denn vom Vorkrisenniveau sind manche Branchen nach wie vor ein Stück entfernt“, erklärt KommR Gottweis. So liegt etwa der Bekleidungshandel noch 5,9 Prozent unter dem Wert von 2019, der Schuhhandel sogar 16,1 Prozent darunter. Aber auch verglichen mit 2021 erzielen real nur wenige Branchen ein Umsatzplus: Neben den genannten Bereichen Bekleidung, Schuhe und Sport sind das noch der Spielzeughandel sowie Drogerien. 

Ein reales Minus im Vergleich zu 2021 verzeichnen unter anderem die Bereiche Bau- und Heimwerkerbedarf (-2,6 Prozent), Lebensmittel (-3,2 Prozent), Zeitschriften (-3,7 Prozent), Elektro (-4,7 Prozent) sowie Möbel (-6,2 Prozent). 

 

Beschäftigung steigt im Burgenland gegenüber Vorkrisenniveau deutlich  

Positiv entwickelt sich die Beschäftigung im burgenländischen Handel: Im Burgenland gibt es um 2,6 Prozent mehr Beschäftigte im Handel als vor der Krise. Somit liegt das Burgenland deutlich vor dem Bundesschnitt mit einem Plus von 1,8 Prozent. KommR Gottweis: „Der Handel würde gerne noch mehr Burgenländer beschäftigten, hat aber – wie viele andere Branchen auch – Probleme Mitarbeiter zu finden.“

Im Ausblick auf das heurige Jahr hofft KommR Gottweis auf ungestörte Geschäftsentwicklung im Handel trotz anhaltender – wenn auch rückläufiger – Kostensteigerungen. Allerdings besteht die Sorge, dass die anhaltende Konsumflaute zur Ertragsflaute für die burgenländischen Handelsbetriebe werden wird. „Wenn sich die Kostensteigerungen der vergangenen Jahre summieren, dem aber keine Einnahmensteigerungen gegenüberstehen, wird das für viele Betriebe zum Problem“, warnt KommR Andrea Gottweis abschließend. 

 

Datenbasis: Konjunkturdaten Statistik Austria, Leistungs- und Strukturerhebung Statistik Austria Handel, Großhandel, Kfz-Wirtschaft: Jänner bis November 2022 (kein Daten für Dezember 2022 verfügbar) Einzelhandel: Jänner bis Dezember 2022 (vorläufige Daten) 

Berechnungen: Economica